Einige Gedanken über Tod und Auferstehung

 

Es löst in Gesprächen immer eine offensichtliche Befremdung aus, wenn wir darüber sprechen, wie wir die Aussagen der Bibel über Tod und Auferstehung verstehen. Das ist verständlich, weil es nicht den allgemeinen Vorstellungen vom Jenseits entspricht und somit liebgewonnenen Klischees den Boden unter den Füßen wegziehen könnte, würde man der Versuchung nachgeben, die Ansichten von suchenden Zweiflern und Fragenstellern ernst zu nehmen. Darum hier eine möglichst übersichtliche Zusammenfassung unserer Gedanken dazu.

 

Der Anlass, mich diesem Thema zu widmen, ist ein Abend mit unserer Kleingruppe, in der jemand den Text aus Markus 9 lesen ließ, der die Umgestaltung Jesu beschreibt, die durch eine seltsam anmutende Erscheinung begleitet wurde: Elia und Mose tauchten plötzlich auf, und das Ganze wirkte so real, dass Petrus eilfertig Hütten für die Beiden bauen wollte.

In der Runde bestand ein offensichtlicher Dissens darüber, ob es sich um eine Vision handelte, oder ob diese beiden Sympathieträger aus alter Zeit tatsächlich persönlich anwesend waren. Betrachtet man den Text einfach nur so, wie er dort steht, muss man zu dem Schluss kommen, Letzteres sei der Fall. Also fragen wir:

 

Was war der Sinn dieser Umgestaltung?

 

Und, was noch wichtiger ist, weil es unsere Gedanken über den Tod und den Umgang damit betrifft:

 

Wie verhält es sich denn mit den Toten, wo sind sie und wie geht es ihnen? Geht es ihnen überhaupt irgendwie?

 

Jesus hatte sie auf dieses Ereignis vorbereitet mit den geheimnisvollen Worten: „Ich versichere euch: Einige von denen, die hier stehen, werden auf keinen Fall sterben, ohne gesehen zu haben, dass das Königreich Gottes schon in Macht gekommen ist.“ Markus 9:1

In Matthäus 16:28: Ich versichere euch: Einige von denen, die hier stehen, werden auf keinen Fall sterben, ohne gesehen zu haben, wie der Menschensohn in seinem Königreich kommt.“

 

Man mag das fast zwangsläufig mit den falschen Erwartungen bezüglich seines Kommens in Verbindung bringen, die seine Nachfolger damals anscheinend pflegten, darum einige Gedanken zum Königreich Gottes, die in diesem Zusammenhang von Bedeutung sind. In der Elberfelder Bibel setzt eine Fußnote dazu: „o. die Königsherrschaft Gottes“. Jesus sagte einmal zu den Pharisäern, dass das Königreich nicht so kommen würde, dass man es beobachten könne, sondern „siehe, es ist in eurer Mitte“, oder „mitten unter euch“. Seltener: „inwendig in euch“. Lukas 17:20,21.

 

Die Königsherrschaft oder der König war schon da. Mitten unter ihnen hat er sein Werk verrichtet. Dreien seiner Jünger gewährte er das besondere Vorrecht, einen Ausblick auf seine zukünftige Gestalt zu haben, nämlich durch die beschriebene Umgestaltung auf dem Berg. Als zusätzliches Schmankerl hatten sie eine Vision, in der Mose und Elia erschienen. Vor der Frage, ob es wirklich „nur“ eine Vision war, stellt sich noch die, was diese beiden Herrschaften dort zu suchen hatten.

Man muss dazu wissen, dass Jesus und seine Mission schon im Alten Testament wiederholt vorhergesagt worden waren. Die beiden Männer dienten als lebendige Veranschaulichung, dass Jesus ohne Zweifel der verheißene Messias war. Es war in typischer prophetisch-kryptischer Art geschrieben worden, dass vor dem Kommen des Messias Elia kommen müsste, und Jesus erklärte ihnen, was sie davon halten sollten:

 

Matthäus 17: 12, 13

 

Ich sage euch aber, dass Elia schon gekommen ist; und sie haben ihn nicht anerkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie wollten. Ebenso wird auch der Sohn des Menschen von ihnen leiden müssen. Da verstanden die Jünger, dass er zu ihnen von Johannes dem Täufer redete. - s. Maleachi 3:24

 

Und Mose? Er sagte von sich selbst:

5.Mose 18:15

Einen Propheten wird dir der HERR, dein Gott, auftreten lassen, aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, so wie mich, auf ihn sollt ihr hören.

 

Petrus erklärte seinen erstaunten Zuhörern, wen Mose meinte:

Apostelgeschichte 3:22, 26

Mose hat schon gesagt: "Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken, gleich mir. Auf ihn sollt ihr hören in allem, was er zu euch reden wird! Euch zuerst hat Gott, als er seinen Knecht Jesus erweckte, ihn gesandt, um euch zu segnen, indem ein jeder von euch sich von seiner Bosheit bekehrt! (Nebenbei bemerkt: ist es nicht nachdenkenswert, dass Jesus als "Knecht" Gottes bezeichnet wird? Und in 1.Korinther 11:3 wird Gott als das Haupt des Christus bezeichnet. Passt das zu der Vorstellung von einem dreieinigen Gott, der u.a. drei gleichmächtige Personen in sich vereinigt?)

 

Matthäus 17:9 sagt unmissverständlich, dass es eine Vision war:

Während sie den Berg hinabstiegen, befahl ihnen Jesus: „Erzählt niemandem von der Vision, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt ist.“

 

Aber könnten sie nicht trotzdem aus dem Himmel herabgekommen sein, um Jesus zu stärken?

Jesus selbst sagt, dass niemand in den Himmel hinaufgefahren ist, außer …

"Wenn ich von etwas Irdischem geredet habe und ihr trotzdem nicht glaubt, wie wollt ihr dann glauben, wenn ich von etwas Himmlischem rede?  Abgesehen davon ist niemand in den Himmel hinaufgestiegen, außer dem, der vom Himmel herabkam: der Menschensohn." Johannes 3:12,13

 

Diesen Jesus hat Gott auferweckt, wovon wir alle Zeugen sind. Nachdem er nun durch die Rechte Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat er dieses ausgegossen, was ihr seht und hört. Denn David ist nicht in die Himmel aufgefahren; er sagt aber selbst: "Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße!"

Apostelgeschichte 2,32-34

 

Dann kam in der Runde die Frage: Wenn sie nicht im Himmel sind, wo sind sie dann? Im Totenreich?

 

Im Hebräischen: Scheol, was „das Grab“ ist oder der Zustand der Toten, manchmal nach altorientalischer Erzählart blumig umschrieben, als könnten die Toten von dort heraufrufen. Aber Salomo sagt etwas anderes über diesen „Ort“.

 

Prediger 9:10

Alles, was deine Hand zu tun vorfindet, das tue mit deiner ganzen Kraft; denn im Totenreich, in das du gehst, gibt es kein Wirken mehr und kein Planen, keine Wissenschaft und keine Weisheit!

 

Und das Vorbild aller heutigen christlichen Singer/Songwriter, David, im Nebenberuf König:

Psalm 115: 16,17

Der Himmel ist der Himmel des HERRN, die Erde aber hat er den Menschenkindern gegeben. Die Toten werden Jah nicht loben, noch alle, die zum Schweigen hinabgehen.

 

Das hebräische Wort Scheol und das entsprechende griechische Wort Hades kommen im Urtext der Bibel über 70 Mal vor. Beide Wörter haben etwas mit dem Tod zu tun. Sie werden in verschiedenen Bibelübersetzungen unter anderem mit „Tote“, „Totenreich“, „Hölle“, „Tod“, „Unterwelt“, „Grab“ und „Grube“ übersetzt. In den meisten Sprachen gibt es keine genaue Entsprechung für das hebräische beziehungsweise das griechische Wort. Daher werden sie in einigen Übersetzungen mit „Scheol“ und „Hades“ wiedergegeben, um eine tendenziöse Wortwahl zu vermeiden.

Wer z.B. an eine Feuerhölle glaubt, in der Seelen ewig gequält werden, findet sich jedes Mal bestätigt, wenn er in seiner Bibel statt des neutralen Wortes Scheol Hölle liest. Allerdings müsste er sich dann auch fragen, ob er sich vorstellen kann, dass etwa Hiob sich gewünscht haben könnte, in der Hölle Erleichterung zu finden von seinen krankheitsbedingten Qualen. - Hiob 14:13 wo Scheol in einigen Übersetzungen mit Hölle wiedergegeben wird: Ach dass du mich in der Hölle verdecktest und verbärgest, bis dein Zorn sich lege, und setztest mir ein Ziel, dass du an mich dächtest. LU

Die Elberfelder Bibel schreibt unübersetzt Scheol, die meisten anderen neueren Totenreich.

 

Manche weisen in Gesprächen über dieses Thema auf einen Text in Offenbarung 20:10,14 hin, wo ein Feuersee oder feuriger Pfuhl beschrieben wird, in dem jeder, der dort hineingeworfen wird, höchst unerfreulichen Behandlungen ausgesetzt sein wird, Tag und Nacht. Wer genauer hinsieht, wird erkennen, dass es Metaphern verschiedener Dinge sind, die dort landen.

 

Vers 10:

Und der Teufel, der sie verführt hatte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo das Tier ist und der falsche Prophet, und sie werden gepeinigt werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

 

Man kann im Ramen eines einzigen Bildes nicht davon ausgehen, dass einige Teile davon buchstäblich und andere symbolisch zu verstehen sind. Und so ist der Höhepunkt der Gedanken dazu in Vers 14 zu finden, wo es nach der Lutherübersetzung von 2017 heißt:

"Und der Tod und die Hölle wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der zweite Tod: der feurige Pfuhl".

 

Es gibt, wenn man will, noch sehr viel dazu zu sagen, aber der Punkt, um den es mir geht ist der, dass hier befremdlicherweise die Hölle in die Hölle geworfen wird, wenn der Feuersee die Hölle sein soll.

 

 

 Nach dem Tod sofort „beim Herrn?“

 

Man sagt bei Bestattungen, die Toten sein jetzt „beim Herrn“. Dieses Beim-Herrn-Sein ist das, was die Worte der Bibel über die Auferstehung besagen. Ich frage mich, und jeden, der auch gern hinter die Dinge sieht: Wenn jeder, nachdem  er gestorben ist, sofort schon beim Herrn ist, was soll dann noch das Warten auf die Auferstehung?

 

Seht, ich enthülle euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, aber wir werden alle verwandelt werden - plötzlich, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenschall. Die Posaune wird erschallen, die Toten werden als Unverwesliche auferweckt, wir aber werden verwandelt werden. 1.Korinther 15:51,52 – Kontext!  

 

Der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. 1.Thessalonicher 4: 16,17

 

Das war in groben Zügen, worüber wir bei dem besagten  Treffen gesprochen haben, und ich nahm das als Anlass, das Gespräch erneut zu reflektieren, weil meine Ansicht dazu doch etwas abseits der allgemeinen Vorstellungen von dem liegt, was nach dem Tod mit uns geschieht.

 

Das Fragen ist aber damit nicht zu ende. Mich beschäftigt als Folgegedanke, was die Bibel über das Ziel dieser „ersten Auferstehung“ sagt, warum sie als „erste“ bezeichnet wird, und was das mit dem Königreich Gottes zu tun hat, um dessen Kommen wir beten.

 

Darüber hinaus ist mit der Frage, wo denn die Toten wohl sind, auch eine Aussage Jesu verknüpft, wo er einen gewissen „Vater der Lüge“ kennzeichnet. Man wird sehen, wie eng dieses Wort mit dem Zustand der Toten und unserer Zukunft verbunden ist.

 

Wenn jemand diese Gedanken für sich oder andere ausdrucken möchte, darf er (sie natürlich auch) sich gern das PDF Dokument herunterladen. Wer es weiterverwenden oder teilen will, z.B. auf einer eigenen Website, bitte mit Quellenangabe. 

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